PFC-frei: Die Vermeidung der „ewigen Chemikalien“
Wir wollen Schuhe für die Ewigkeit, keine „ewigen Chemikalien“.”
A Eine Klasse von etwa 5000 fluorierten Verbindungen, die als PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) bekannt sind, erhielt den Beinamen „ewige Chemikalien“, weil sie so langlebig sind. Diese giftigen Chemikalien bauen sich nicht ab, bleiben in der Umwelt und gelangen in die Nahrungskette. Dieser Beiname wird uns allen immer vertrauter, je mehr Schlagzeilen über „Ewige Chemikalien“ auftauchen. Sie werden in allen möglichen Produkten gefunden, von Fast-Food-Verpackungen bis hin zum Trinkwasser.
Vor sechs Jahren haben wir dann entdeckt, dass sie auch in unseren Schuhen sind. Oder besser gesagt, auf ihnen. Es stellte sich heraus, dass die wasserabweisenden Materialien (DWR, Durable Water Repellency), die häufig in Outdoor-Bekleidung und -Schuhen verwendet werden, perfluorierte Chemikalien (PFAs) enthalten. Im Jahr 2014 haben wir Maßnahmen ergriffen, um ihnen den Garaus zu machen.
DIE PROBLEMATIK VON PFAs
PFAs sind gegen viele Einflüsse resistent – Hitze, Öl, Flecken, Fett und Wasser. Deshalb werden sie zur Behandlung von Kleidung, Möbeln, Lebensmittelverpackungen und Antihaftbeschichtungen verwendet. Aber dort bleiben sie nicht. Spuren dieser giftigen Chemikalien gelangen in die Umwelt und verschwinden nie mehr. Die „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) erklären: „Die Chemikalien dieser Gruppe sind besorgniserregend, weil sie in der Umwelt nicht abgebaut werden und sich in der Tierwelt anreichern. PFAs wurden in Flüssen und Seen und in vielen Tierarten an Land und im Wasser gefunden.“
WIR BEGANNEN UNS ZU FRAGEN: WARUM VERWENDEN WIR WASSERABWEISENDE SCHNÜRSENKEL ODER WASSERABWEISENDES GARN IN EINEM NICHT WASSERFESTEN MODELL? WARUM VERWENDEN WIR DIE DWR-BEHANDLUNG FÜR UNSERE SANDALEN?
Man hat sie sogar in unserem Blut gefunden. Im Vierten Nationalen Bericht über die Exposition des Menschen gegenüber Umweltchemikalien haben CDC-Wissenschaftler 12 PFAs im Blutserum von 2094 Teilnehmern ab 12 Jahren gemessen, die in den Jahren 2003–2004 am National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) teilgenommen haben.
Der Schaden, den sie der menschlichen Gesundheit zufügen, kann noch nicht gut beurteilt werden. Aber die CDC fügt hinzu, dass PFAs Wachstum und Entwicklung sowie die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Leber schädigen können.
„WENN DU ES NICHT UNBEDINGT BRAUCHST, BENUTZE ES NICHT“
Als Erstes haben wir alle technischen Datenblätter der Schuhe überprüft und festgestellt, dass PFAs in über 100 verschiedenen Komponenten (!!!) enthalten sind. In der Schuhindustrie war es üblich geworden, jedes noch so kleine Teil eines Schuhs zu beschichten: die Schnürsenkel, die Nähte, die Fersenkappe, und und und ...
Wir begannen uns zu fragen: Warum verwenden wir wasserabweisende Schnürsenkel oder wasserabweisendes Garn in einem nicht wasserfesten Modell? Warum verwenden wir ein DWR-Finish für unsere Sandalen?
„Uns war sofort klar, dass wir die DWR-Behandlung bei unseren nicht wasserfesten Modellen, wie z. B. unseren Sandalen, nicht mehr anwenden dürfen“, sagt Chris Enlow, Senior Director von KEEN Effect, einem Team, das unsere Bemühungen um eine verantwortungsvolle Produktion, Community-Arbeit und Philanthropie leitet. „Wir haben fast 70 Prozent unserer Verwendung dieser chemischen Stoffe eliminiert, ohne weitere Änderungen vorzunehmen. Wir haben einfach aufgehört, sie dort zu verwenden, wo wir sie nicht brauchen.“
DIE SUCHE NACH EINER UNBEDENKLICHEN ALTERNATIVE
Für die restlichen 30 Prozent mussten wir eine Alternative finden, die unschädlich, wirksam und erschwinglich ist. Zunächst wandten wir uns an Greenpeace und ihre Liste mit 33 Arten von Chemikalien, die sie grundsätzlich in wasserabweisenden Technologien nicht sehen wollen. Wir folgten den strengen Richtlinien und fanden einige wirksame Alternativen, die unseren Leistungsstandards entsprachen. Zusätzlich führten wir etwa 1000 Stunden Praxistests durch, um sicherzustellen, dass diese Produkte auch unseren Haltbarkeitsstandards genügen.
Diese unschädlichen Alternativen sind nicht so „leistungsstark“ wie PFA-basierte Chemikalien. Und das ist auch in Ordnung. Wie wir bereits erwähnt haben, sind PFAs wirksam gegen Flecken, Fett und Motoröl. Doch wir suchten einfach etwas, das Wasser und Schmutz wirksam abweist. Im Grunde genommen ist eine DWR mit PFAs für Wanderschuhe übertechnisiert. „Wir haben eine Formel verwendet, die Funktionen hatte, die wir eigentlich gar nicht brauchten. Die neuen, PFA-freien Lösungen, die wir gefunden haben, erfüllen unsere Anforderungen bezüglich Wasser und Schmutz. Allerdings nicht in Sachen Spaghetti-Sauce,“ sagt Chris.
BEZUGSQUELLEN FINDEN (LEICHTER GESAGT ALS GETAN)
Mit ungefährlichen Alternativen bei der Hand mag es einfach klingen, den Übergang zu einer PFA-freien DWR zu vollziehen. Aber wir haben schnell gemerkt, dass die Umstellung auf 100 % PFA-Freiheit nicht so schnell und einfach ist wie das Umlegen eines Schalters.
Denn PFAs wurden in Kernkomponenten des gesamten Schuhs (nicht nur im Obermaterial) eingebracht. Für ein wasserfestes oder wasserabweisendes Modell mussten der Oberstoff, das Garn, der Schaumstoff in der Zunge und über hundert weitere Einzelteile, einschließlich des KEEN Logos, genauer untersucht werden. PFAs sind wirklich überall. Es wurde richtig kompliziert, denn wir mussten mit vielen verschiedenen Lieferanten zusammenarbeiten, die ihrerseits in ihrer Lieferkette die von uns gewünschten Chemikalien beschaffen mussten.
Außerdem verwendeten viele Fabriken die PFAs als Beschichtung für ihre Formmaschinen – etwa so, als würden sie Muffinformen mit Antihaft-Spray besprühen. Deshalb enthielten selbst Teile des Schuhs, die normalerweise nicht mit einer DWR-Behandlung versehen sind, Spuren von PFAs. Sogar in der Verpackung waren sie zu finden. Also stellten wir einen Vollzeit-Experten für gefährliche Substanzen ein, der in den Fabriken vor Ort dafür sorgte, dass die PFAs nicht versehentlich in unsere Produkte gelangten.
10 000 STUNDEN INVESTIERT, ÜBER 150 TONNEN PFA EINGESPART
Als wir diese Reise antraten, dachten wir nicht, dass es ganze vier Jahre dauern würde, PFAs aus unserer Lieferkette zu eliminieren. Wir schätzen, dass wir gemeinsam etwa 10 000 Stunden damit verbracht haben, dorthin zu gelangen, wo wir heute stehen. In dieser Zeit haben wir verhindert, dass über 150 Tonnen fluorierter Chemikalien in die Umwelt gelangen.
Vor sechs Jahren war das Konzept PFA Free für unsere Lieferanten noch völlig neu. Jetzt stellen immer mehr Marken auf PFA-freie Alternativen um, und das ist sehr erfreulich zu beobachten. Jeder Schritt hat Auswirkungen, und gemeinsam können wir viel mehr erreichen. Während unsere „Entgiftungsreise“ weitergeht, überdenken wir weiterhin jeden Teil des Schuhherstellungsprozesses, um herauszufinden, wo wir noch Dinge verändern können, um weitere positive Wirkungen zu erzielen.
„Wir sind auf einer Reise“, sagt Chris. „Jeder kann sich das vorstellen: Man wandert einen Pfad entlang, vielleicht 10 Meilen. Bis man ankommt, dauert es einfach seine Zeit. Wir sollten wirklich stolz auf das sein, was wir hier tun, aber auch bescheiden und ehrlich zu uns selbst, dass wir nicht vollkommen sind. Unsere Bemühungen, unsere Produkte von PFAs zu befreien, sind ein großer Schritt nach vorne, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.“
Quelle:
https://www.cdc.gov/biomonitoring/PFAS_FactSheet.html